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Blog mit Pfeffer

Ein Tabu in Deutschland – Tue Gutes und verdien‘ bloß nichts daran…

Auf dem Weg, einen Traum zu verwirklichen, entstehen manchmal auch kuriose oder ungeahnte Situationen und Erlebnisse…

Auf dem Weg zum moralischen Verstoß?

Mit der Entscheidung, eine gGmbH zu gründen, um ein Bildungsangebot für 8-15-Jährige aufzubauen, folgten viele konzeptionelle Stunden. Weihnachten und Silvester waren der Idee gewidmet und zahlreiche Wochenenden und Abendstunden flossen bereits in die Umsetzung dieses Vorhabens.

Zunächst im eigenen, direkten Familien- und Freundesumfeld kamen erste Termine mit Unternehmen und Verbänden hinzu. Ich zeigte Präsentationen rund um meine Idee, erstellte eine Übersichtsgrafik und unterhielt mich zudem mit unzähligen GeschäftsführerInnen von anderen Coding Schools. An Freizeit oder private Zeit ist aktuell nicht zu denken, denn für mich steht das Ziel, im Juli die Kick-off Veranstaltung durchzuführen und im September mit dem neuen Schuljahr an den Start zu gehen.

Ich habe mich letztendlich für eine gGmbH entschieden, weil ich es Institutionen und Unternehmen erleichtern möchte, sich finanziell an meiner Idee zu beteiligen.

Denn immerhin geht es um unseren Nachwuchs und da darf in meiner Welt nichts unversucht bleiben, das Beste zur Verfügung zu stellen – sowohl von den Materialien wie auch den Menschen, die dem Nachwuchs Kompetenzen vermitteln.

Und genau das kostet Geld.

Gibt es einen Unterschied?

Ich habe eine klare Vorstellung von dem, was passieren wird, wo wir auf andere Bereiche zugreifen und welche Modelle wir hierfür hinzuziehen. Ich habe in den letzten Wochen zahlreiche Pädagogik-Bücher gelesen und mich viel im Netz getummelt, um mein Wissensspektrum massiv auszubauen. Es ist mir wichtig, denn wir wollen voran gehen.

Doch zunehmend ernte ich Stirnrunzeln, wenn ich sage, dass es auch Teilnahmegebühren geben wird. Dass ich auch Gewinn erwirtschaften möchte, der für neue Projekte zurück in die gGmbH fließen wird. Und ja, auch dass ich eine Geschäftsführerentlohnung mit eingeplant habe. Doch spätestens hier kommt zum Vorschein, was anscheinend in unserer Gesellschaft noch immer ein Tabuthema ist: Gutes Engagement darf keinen Preis haben!

Und das nehme nicht nur ich wahr…

Sind wir ehrlich –

wir werden heute einen kleinen Stein bewegen, der morgen eine Lawine auslösen wird…

Und nicht jeder ist für diesen Weg bereit und macht den ersten Schritt.

Nur zum Verständnis: Es ist nicht das Ziel, durch meine gGmbH reich zu werden, jedoch bin ich es mir wert, mein Engagement und meine Leistung, meine Risikobereitschaft und die Verantwortung wie auch das Einbringen meines Netzwerks zu entlohnen und über den monetären Ansatz Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Ich bin es mir deshalb auch wert, weil ich Nutzen und Mehrwerte stifte, von denen eine ganze Region profitiert. Und ich bin es mir auch deshalb wert, weil meine Art zu denken und der Einsatz an Zeit, ein anderes Engagement verhindert, denn Zeit und eingesetztes Engagement kann man nicht parallel zweimal vergeben. Nur um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen – mein Einsatz, meine Begeisterung für dieses Projekt und jeglicher damit verbundene Kraftakt, sei es finanziell oder im operativen Bereich – steht nicht in proportionalen Zusammenhang mit einer möglichen Gewinnausschüttung. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, unsere heranwachsende Generation ein wenig auf dem Weg in ihre Zukunft zu begleiten und mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln neue Möglichkeiten zu eröffnen.

Doch was mich wirklich sprachlos macht, ist die Tatsache, dass Bildung und Aktivitäten für eine nachhaltige und bessere Zukunft aus dem Dienstleistungsansatz heraus noch immer so wenig WERT in unserer Gesellschaft haben. Dass wir noch immer so misstrauisch sind, und nicht selten nach dem direkten Nutzen für sich selbst statt für die Auswirkungen der Idee im Fokus stehen.

Appell an alle Moralapostel

Beenden wir doch den Moralanspruch, dass ein Engagement mit einem integrierten, gemeinnützigen Anspruch kostenfrei sein sollte oder sogar muss. Stellen wir doch lieber das Engagement und Auswirkungen in den Mittelpunkt und feiern ein solches. Schaffen wir Anreize, dass sich noch mehr Menschen für einen solchen Weg entscheiden. Nicht nur, weil es ein Schulterklopfen gibt, sondern weil es die Chance ermöglicht, das Engagement zu potenzieren und sich mehr Menschen für eine lebenswerte Zukunft einsetzen.

Ich jedenfalls möchte einen kleinen Teil dazu beitragen, dass der Nachwuchs in unserer Region auf das Leben vorbereitet ist, dass er eigenständig mit Lebensmut seinen Weg in die Hand nimmt und so ein aktiver, werteorientierter Bürger unserer Gesellschaft ist. Und – ich möchte auch noch am Monatsende mit meinem Schatz essen gehen können, da wir einen neuen Anmelderekord in unserer gGbmH zum Feiern haben.

Ein Tabu in Deutschland