Netzwerk-Positionierung falsch ausgeführt – wie FLIXBUS einen Erfolgs-Faktor maßgeblich aufs Spiel setzt
Gemeinschaftsaktivitäten und Kooperationen
FLiXBUS ist ein Linienbusanbieter, der mit externen Partner-Busunternehmen ein Streckennetz mit Linienbussen anbietet. Einheitlich gebrandet und über gemeinsame Vertriebskanäle buchbar, hat sich FLiXBUS im Markt einen Namen gemacht. Ähnlich wie der Zusammenschluss der Edeka Genossenschaft bilden mehrere Unternehmen eine starke Marke, um auf dem Markt gemeinsam unter einem Label aufzutreten. Bekanntheit und Marktanteile sind aufgrund gebündelter Ressourcen schneller und weitreichender aufzubauen. Dabei sind die Befugnisse sowie Rechte und Pflichten eindeutig aufgeteilt.
Basis von Kooperationen, die Vorstufe der Netzwerk-Positionierung
Unternehmen schließen sich in einer definierten Form zusammen, um eine Lösung gemeinsam zu liefern, eine gemeinsame Marktposition zu besetzen bis hin zur Nutzung gemeinsamer Ressourcen oder für den Synergien-Aufbau.
In der Vergangenheit war dabei der Fokus stets auf einen Punkt gerichtet und alles angrenzende Notwendige für den Erfolg definiert. Doch damit war es auch schon zu Ende. Teilweise hat man noch auf gemeinsame Werte und Zielsetzung geachtet, doch darüber hinaus ging jeder seines Weges. Es konnte eine klare Abgrenzung vollzogen werden und damit eine Angrenzung zu allen übrigen Geschäftsaktivitäten.
Dies ist nicht mehr so und dies zeigt das aktuelle Beispiel FLiXBUS.
Geiz ist geil – schlägt Win-Win-Win-Situation
Wie lässt sich anders erklären, dass FLiXBUS ohne große Abstimmung, Kommunikation und Austausch in einen Geschäftsbereich eindringt, der die eignen Partner diskreditiert? FLiXBUS, deren Gedanken und Kernkompetenz nicht in Jahrzehnte langer Erfahrung im Buspersonenbeförderungsverkehr liegt, sondern in der Kompetenz digitaler Vermarktung und Organisationstalent mit fremden Ressourcen eine bundesweite Dienstleistung anzubieten. Sicherlich mag die Digitalisierung viele Möglichkeiten schaffen und damit nahezu jede Branche neu erfinden. Doch die Unternehmen müssen auch lernen, wie sie verantwortungsbewusst mit dieser neuen Freiheit umgehen. Kooperation und Netzwerk hat sich verändert. Die unternehmerische Welt ist schneller geworden, teilweise mit geringeren oder gar keinen Hürden mehr und dem Ansatz, Geschäftsideen leicht und weit kommunizieren und damit platzieren zu können. Der Reiz des schnellen Ertrags wird sichtbar.
Digitalisierung und Egoismus versus Gemeinschaft und Qualität
FLiXBUS fehlt die Erfahrung und das Wissen um das Busmietgeschäft, doch aufgrund der Möglichkeit die Vermarktung, den Vertrieb von dem Linienverkehr leicht adaptieren zu können, hat man hier gute Ertragschancen und die Ausweitung des Leistungsportfolios erkannt – leider nicht in voller Abstimmung und Gleichberechtigung unter allen Partnern.
Und genau da setzt die neue Netzwerk-Positionierung an.
Kompetenzen sind die Basis – Prozesse und Methoden bestimmen den Erfolg
Nicht mehr die Kernkompetenzen alleine stehen im Fokus einer Kooperation – vielmehr sind es die Prozesse, Organisation und die Positionierung, die über den Erfolg entscheidet.
Und damit beginnt das Dilemma. Die Qualität und der Wert eines Angebots liegen in der eigentlichen Leistung und dem daraus entstehenden Wert und Nutzen. Mit dieser Verschiebung weg von der Leistung sinkt der Preis, da die Wertigkeit nicht mehr den Preis bestimmt, sondern nur noch begrenzte Parameter. Geiz ist geil wird somit verstärkt, Qualität sinkt, da sie unter diesen Umständen nicht mehr gehalten werden kann.
Leistung versus Positionierung und Vermarktung
Neben dem hier vorgestellten Beispiel von FLiXBUS, denn auch hier wird ein Angebot abgefragt, dass rein vom Nachfrager definiert wird, gibt es weitere Beispiele. Das Aktuellste ist wohl Thermondo. Auch hier wurde eine Plattform geschaffen, auf der Handwerker mithilfe großer Reichweite sich positionieren können. Die Kosten werden geteilt und das digitale Know-how liegt nicht bei den Handwerkern.
Große Marken wie VIESSMANN oder Buderus sind vertreten – klar, denn diese Unternehmen wollen in erster Linie ihre Produkte verkaufen. Auf dieser Plattform gibt der Kunde die Parameter ein, und erhält ein Festpreisangebot, ohne das ein Handwerker je die Situation vor Ort selbst gesehen hat und einschätzen kann.
Unwägbarkeiten sind selbsterklärend und Qualitätsabstriche vorprogrammiert.
Der Handwerker ist ein regionales Unternehmen, dass unter der Flagge von Thermondo agiert. Zunächst freut sich das Handwerksunternehmen – bis er zum Kunden kommt. Er sieht die vorherrschende Situation und erkennt, dass er das Angebot unter den angenommen und benannten Details kaum halten kann, will er nicht auf einen Teil seines Stundenlohns oder/und der Qualität. Der Handwerker ist der Experte, der knifflige Gegebenheiten und Besonderheiten aufgrund seiner Erfahrung einschätzen kann und entsprechend einer qualitativen Gesamtleistung das Angebot erstellt. Dies ist nicht mehr gegeben.
Die schnelle und weitreichende Vermarktung scheint vor der Leistungsqualität zu stehen!
Und an dieser Stelle differenziert sich die Netzwerk-Positionierung!
Es geht um die optimalen Rahmenbedingungen für eine gemeinsam erbrachte Leistung, die als Grundmaxime die Win-Win-Win-Situation lebt.
Ein erfolgreiches Beispiel ist das Netzwerk IT-for-Work. In jedem Projekt, in jedem Handel steht die Dienstleistung IT und die Schaffung von Mehrwerten und Nutzen für die Dienstleister (mindestens zwei) und den Kunden. Die gemeinsame Positionierung steht als Mittel zum Zweck für das gemeinsame Auftreten, die qualitative Leistungserbringung und den erfolgreichen Abschluss.
Die gemeinsame Entwicklung und das gemeinsame Wachstum bilden einen fundamentalen Richtweg, der von allen in dieser Gemeinschaft gemeinsam gelebt wird - und dies, ohne die eigene Eigenständigkeit aufzugeben.
Fazit: Netzwerk-Positionierung
- Die Mehrwerte bringende, gemeinschaftlich zu erbringende Leistung steht im Mittelpunkt.
- Vermarktung, Positionierung und alles Weitere dienen ausschließlich der Leistung/Angebot/Projekt zum Erfolg zu verhelfen.
- Die Gemeinschaft definiert sich aus Unternehmen unterschiedlicher Kernkompetenzen mit gleicher Wertigkeit
- Die Win-Win-Win-Situation ist unumstößlich.
Nur wenn diese 4 Punkte uneingeschränkt und konsequent umgesetzt werden, kann eine Netzwerk-Positionierung erfolgreich und nachhaltig aufgebaut, umgesetzt und gelebt werden.
Neues Denken für Ihr Business Baustein 3 –
Netzwerk-Positionierung.
Daher darf man gespannt sein, wie FLiXBUS weiterhin mit der Situation und seinen Partner umgeht. Und wie sich Thermondo auf die Branche der Handwerker auswirken wird. Lobenswert ist zu nennen, dass nicht alle Hersteller sich diesem Weg anschließen - Leichtsinn, Eigenüberschätzung oder konsequente Wertehaltung?
Gepfefferte Grüße,
Ihre
Nicole M. Pfeffer